Vor mittlerweile 15 Monaten habe ich anlässlich der Medientage 2011 einen Artikel über die Innovationsbestrebungen und Führungskompetenzen so mancher österreichischer Medien und deren Machern geschrieben. Damals wurden Aussagen wie “Print wird unterschätzt” oder “Print bringt Geld” getroffen. Die Ereignisse der letzten Wochen (Einstellung von Newsweek und FT Deutschland, Mitarbeiterabbau in beinahe allen inländischen Print-Redaktionen,…) lassen darauf schließen, dass mittlerweile die Notwendigkeit einer Veränderung gesehen wird. Das ist gut so, aber wohin wird die Reise jetzt gehen?
Wenn man diversen Medienberichten und Statements von Branchenvertretern der letzten Wochen folgt, wird einem schnell klar, dass es bei allen Bestrebungen nicht darum geht, Medien nachhaltig auf stabilere Beine zu stellen. Viel mehr geht es um das schnelle und kurzfristige Geld, welches das drohende Ende zeitlich etwas weiter nach hinten zu verschieben vermag. Die Hoffnungen der Branche liegen 2013 auf folgenden Themen:
- Das Superwahljahr 2013: Nationalratswahl und mindestens 4 Landtagswahlen. Zusätzlich mit Team Stronach eine sehr potente neue Partei, die seit geraumer Zeit in “freundlichen” Medien beinahe täglich inseriert.
- Mehr Presseförderung: es werden 50 anstelle der bisher 10,8m€ gefordert
- Ein neues Leistungsschutzrecht. Darunter versteht sich der Versuch ein Gesetz zu instruieren welches Suchmaschinen und ähnliche News-Aggregatoren verpflichtet an Verlage angemessene Lizenzgebühren für das Verlinken derer Inhalte zu entrichten.
Alle hier angeführten Punkte haben wirklich wenig mit Innovationen am Hut, denn es geht, wie schon vor 15 Monaten von mir beschrieben, um das weitere Melken eines kranken Systems.
Noch trauriger wird es, wenn man die Argumentationen betrachtet. Für mehr Presseförderung bringen Branchenvertreter immer wieder ihre Unabhängigkeit und den Erhalt (!) von Qualitätsjournalismus ein. Inwieweit Printmedien unabhängig vom politischen System und öffentlichen Geldern sind kann man sich angesichts der oben angeführten Hoffnungen selbst ausmalen. Qualitätsjournalismus würde voraussetzen, dass man sich diesen einerseits leisten kann (dafür ist Österreich als Markt zu klein ohne Förderungen) und andererseits zu allen Themen unvoreingenommen recherchiert (geht nicht aufgrund von Abhängigkeiten gem. Punkt 1 oder selbstauferlegten Zwängen gem. Punkt 3).
Spätestens hier beisst sich die Katze auch in den Schwanz. Daher ist es wahrscheinlich aus Sicht der Medien auch am sinnvollsten, das System noch so lange zu melken wie es geht. Es wäre nur schön, wenn nicht der Steuerzahler die Milch gibt…